In den Organen des Deutschen Theaters

Montag, 17.05., der erste Schultag nach den Osterferien und der DS Kurs von Frau Bommarius in Q2 hat volles Programm:

„Jetzt wollen wir aber loslegen, Leute, das akademische Viertel müsst ihr euch erst verdienen!“, mit diesen Worten startete Kathrin Dywicki, Abteilungsleiterin Betriebs- und Gebäudemanagement des Deutschen Theaters, um 16:30h eine Exkursion der besonderen Art. „Halt mal wirklich in die Organe des Theaters spähen, bevor wir uns das Stück ansehen“, brachte es ein Kursteilnehmer auf den Punkt. Wir erfuhren die erstaunliche Anlage des Theaters in Form einer 8, wobei der Schnittpunkt der Linienführung die Bühne darstellt. Dass hinter der Bühne, anders als in unserer Schulaula nochmal ein mindestens genauso großer Gebäudekomplex liegt wie vor der Bühne, war faszinierend. Wir wurden durch beide Kreise der Acht geführt, stiegen steile Treppen empor und sahen schon die Bühnenaufbauten für „Minna von Barnhelm“ aus sehr ungewohnter Perspektive. Wir lernten Probebühnen kennen, deren Ausstattung und Größe Frau Lorenzen, Fachleiterin Darstellendes Spiel und mich ganz neidisch machten, wir entdeckten skurrile Kostüme im Fundus und passierten Tapetentüren vom Zuschauerraum in die Eingeweide des Theaters. Als wir durch einen der Flure kamen, begegnete uns ein Mitarbeiter von Frau Dywicki, der argwöhnte, dass wir uns nicht trauen würden, auf den Schnürboden zu steigen. Als niemand mit „Ja“ antwortete, als Frau Dywicki fragte, ob es Menschen mit Höhenangst unter uns gäbe, war das nächste Ziel unserer Erkundungen klar: Der Schnürboden! Über schmale Treppen ging es immer höher hinauf, bis wir auf einer Etage ankamen, wo wir nur auf Gitterrosten zwischen den Stahlseilen, mit denen die Kulissen auf der Bühne bewegt werden können, entlang gehen konnten. Ein Blick nach unten sorgte bei einigen doch für etwas weiche Knie, immerhin konnten wir drei Stockwerke tief auf die Bühne schauen – natürlich durch die stabilen Gitter.

Im Flur der Künstlergarderoben sprang uns ein fröhliches Wesen mit dunklem Haar im luftigen kurzen pinkfarbenen Kleidchen entgegen und verschwand mit einem Lachen in der Garderobe. Später sahen wir sie mit blonden Zöpfen in der Rolle der frechen Wirtin auf der Bühne wieder: Lorena Handschin.

Der Bühnenaufbau war während unserer Führung vorangeschritten, überall hörte man hämmern, schrauben und Zurufe. Die beiden Rechtecke, die das Bühnenbild von Alaz Deniz Köymen dominieren und die Möglichkeiten der Simultanbühne eröffnen, standen schon. Frau Dywicki verdeutlichte uns, was für ein punktgenaues Training für die Schauspieler*innen nötig ist, damit sie in diesem Bühnenbild sicher spielen können. 

Am Abend genossen wir die Aufführung der „Minna von Barnhelm“ von Gotthold Ephraim Lessing in der Regie von Anne Lenk. Wir belohnten uns damit für unsere Arbeit am Straßentheaterstück „1848? März! – nach einer wahren Geschichte“. Und wir wurden belohnt! 

Am Dienstagvormittag ging es für uns gleich weiter im Deutschen Theater: Wir hatten in dem hervorragenden Nachbereitungs-Workshop der Theaterpädagogin Caroline Ader, die Möglichkeit, mit den Mitteln des Theater auf einer Probebühne, die Hauptfiguren Tellheim und Minna tiefer zu ergründen. „Ihr wart auf dem Schnürboden? – Wahnsinn! Da darf sonst niemand von uns hin!“, war ihr erstaunter Kommentar zu unsere besonderen Führung durch das Haus.

Zu guter Letzt musste das Erlebnis mit einem Gruppenfoto an der Büste des ehemaligen Intendanten des Hauses, Heinz Hilpert abgerundet werden. Sein Neffe Harald Hilpert war mein Theaterlehrer.