Gedenkstättenfahrt der 10g und 10w nach Krakau

von Johanna Reyels, Laetitia von Daniels, Klasse 10w

Montag, 3. Juli, 8:30 Uhr vor dem Arndt-Gymnasium Dahlem. Weit und breit nur Schüler in Jogginghosen und Adiletten neben unseren etwas akkurater gekleideten Lehrer*innen: Frau Pelz und Frau Zastrow für die 10g, Frau Kao und Herr Bäther für die 10w.

Als der Bus pünktlich eintrifft, rennen alle los, um die besten Plätze zu ergattern. Nach neun Stunden Reisezeit, Mittagspause bei McDonalds und etlichen UNO-Runden treffen wir im Hostel Tara ein.

Dass wir unser Gepäck dann noch in den vierten Stock schleppen müssen, hält uns nicht davon ab, uns über das schöne Wetter zu freuen. Als wir dann noch bemerken, dass einige Zimmer einen Balkon mit wunderschöner Aussicht über Krakau haben, ist von der Erschöpfung der Anreise nichts mehr zu bemerken.

Am gleichen Abend gibt es dann zusammen mit der Parallelklasse 10g das erste gemeinsame polnische Abendessen – und die polnische Küche wird nur ein Highlight unseres Besuchs in Krakau. Wir essen Suppe als Vorspeise, gefüllte Kohlrouladen als Hauptspeise und zum Nachtisch einen köstlichen Kuchen.

Eine andere Spezialität in Polen sind übrigens Pierogi, welche wir ein paar Tage später zum Abendessen essen. Das sind polnische Dumplings. Es gibt sie gebraten, gekocht, gebacken, mit vielen unterschiedlichen Füllungen, auch süß, also kann man sie quasi gleichzeitig als Haupt- und Nachspeise essen, und mit verschiedenen Beilagen wie beispielsweise Soßen. Diese genießen wir nicht nur als Klassengemeinschaft, sondern auch individuell, denn sie werden am Ende unser liebstes polnisches Gericht sein. Nicht zu vergessen sind aber auch die zahlreichen Süßigkeiten und Getränke, welche es in allen nur vorstellbaren Farben und Geschmacksrichtungen gibt. Diese probieren wir erstmals in unserer Freizeit, die wir schon nach dem Abendessen am Anreisetag bis 22 Uhr bekommen. In dieser schließen wir uns mit Freunden aus den Parallelklassen zusammen und erkunden gemeinsam das Viertel um unser Hostel herum.

Der Besuch des Konzentrationslagers Ausschwitz ist der zentrale Punkt unseres Programms, wir sind schließlich auf einer Gedenkstättenfahrt. Während der einstündigen Fahrt bekommen wir teilweise Gänsehaut bei dem Gedanken, dass wir uns dem Lager nähern. Wir sind alle sehr gespannt und auch ängstlich, was uns dort wohl erwarten wird, wie wir damit fertig werden können und welche Eindrücke wir mitnehmen werden. Im Konzentrationslager angekommen zeigt sich dann, wie emotional und schockiert wir angesichts der schrecklichen Geschichten, die unser Guide uns erzählt, reagieren. Einige reagieren besonders auf die Bildwirkung der aufgetürmten Haare, Schuhe und Koffer, andere wiederum im zweiten Teil des Lagers auf den Gedanken, genau dort auf der Rampe zu stehen, wo Menschen aus den Waggons, mit denen sie transportieren wurden, direkt ins Gas geschickt wurden. Im Bus zurück zum Hostel ist demnach niemandem zum Reden zumute, alle hängen ihren Gedanken nach und versuchen, sich wieder zu sortieren. Zurück im Hostel reden wir nochmal mit unseren Lehrern und reflektieren den Tag: Was haben wir gesehen und erlebt? Was macht das mit uns? Wie geht es uns? Und wie kann man etwas so Monströsem gedenken? Nachdem aber alle geduscht haben, geht es uns schon viel besser und wir können den Abend in Freizeit trotzdem genießen.

Denn die Abende in Krakau sind am schönsten. Wir probieren viel neues Essen, entdecken wunderschöne Orte, treffen uns mit uns den Freunden aus den Parallelklassen und tauschen uns über unser Programm und die Erlebnisse des Tages aus. Diese sind wirklich vielseitig: von Gesprächen mit Passanten auf der Straße, Fotosessions und Musik auf dem Balkon, bei welcher Herr Bäther bei den Zimmerkontrollen am liebsten mittanzen würde, Privatkonzerte im verschlossenen Badezimmer bis hin zu Fahrten mit einem riesigen Golfcart durch die Altstadt.

Aber wir haben natürlich nicht nur Freizeit, etwas dazulernen tun wir trotzdem. Denn das Programm hat es in sich:  Durch Führungen durch das jüdische Viertel mit mehreren Synagogen, welche wir alle sehr beeindruckend finden, das ehemalige Getto und zum Schluss ein Museum über Schindlers Fabrik und sogar den Besuch eines jüdischen Restaurants mit koscherem Essen inklusive jüdischer Musik bekommen wir einen Überblick über die Stadt, jüdisches Leben in Krakau und lernen nochmal sehr viel mehr über die NS-Zeit. Die vielen Aktivitäten zerren aber auch an unseren Kräften, weshalb wir immer sehr glücklich über die Mittagspausen sind und nachts auf unseren Zimmern schließlich in unsere Betten fallen.

Wir sind schließlich alle sehr traurig, als es ans Packen und Aufräumen unseres Zimmers geht, was inzwischen zu einem einzigen Chaos geworden ist.

Jetzt, auf der Rückfahrt, sitzen wir müde und mit wunden Füßen im Bus, haben Krakau bereits hinter uns gelassen und blicken auf die unvergessliche Zeit zurück.

Es bleiben uns unsere Erlebnisse, der Gedanke daran, dass unsere Zeit als gemeinsame Klasse bald vorüber sein wird, und zur Erinnerung noch ein paar Münzen der polnischen Währung Zloty (oder wie wir diese liebevoll nennen – „Schlotties“).