Beteiligte Autor*innen:
Helen Zeidler, Oriel Baumhardt, Charlotte Kaboth, Clara Huhn, Anisha Hill, Kiki Kyfonidis, Lara Süß, Alea Refaie, Amelie Sprungala
Kurs- & Projektleiterin:
Frau Rakhmanova, AdL
Fachbereiche Kunst & Englisch
Arndt-Gymnasium Dahlem
Legende zu den Fotos
Ein kurzer Projektbericht der Schüler*innen des Arndt-Gymnasium Dahlem
Viele Länder sind bekannt für ihre beeindruckende Natur und innovative Städte, daher stellen sie die perfekte Bühne für visionäre Architekturprojekte dar. Im Rahmen des Kunst Leistungskurses am Arndt-Gymnasium haben wir uns im 11. Jahrgang unter Leitung von Frau Rakhmanova als Teil des Architektur Semesters der faszinierenden Herausforderung gestellt, ein Hochhaus zu entwerfen – ein Konzept, das futuristische Eleganz mit maximaler Funktionalität verbindet. Dieses Projekt zielt darauf ab, nicht nur ein ästhetisch ansprechendes Gebäude zu schaffen, sondern auch einen nachhaltigen und harmonischen Raum, der sich nahtlos in die vielfältige Landschaft einfügt. Im folgenden Unterhalten sich die Schüler im Prozess über ihre Modelle. Begleiten Sie uns auf eine Reise durch die Entstehung dieses einzigartigen Entwurfs, von der ersten Skizze bis hin zu den innovativen Technologien, die unsere Hochhäuser zu einem Vorreiter moderner Architektur machen.
So ein Hochhaus zu entwerfen und ein Modell davon zu bauen klingt nach ganz schön viel Arbeit. Wie genau läuft das eigentlich ab?
Charlotte: Ich begann mein Projekt indem ich mich intensiven mit der Mongolei beschäftigt habe. Nach ausgiebiger Recherche und dem Erstellen eines Moodboards wusste ich, welche speziellen Anforderungen das Hochhaus erfüllen muss und wie ich diese umsetzen kann. Mit diesem Wissen startete ich die Entwurfsphase, in der ich mehrere Designs erstellte. Mit Unterstützung meiner Mitschüler wählte ich schließlich den besten Entwurf aus. Dabei legte ich großen Wert darauf, kulturelle Aspekte der Mongolei in mein Gebäude einfließen zu lassen, wobei mir meine gründliche Recherche sehr half. Auch die Maße des Modells musste ich sorgfältig planen, um mir den Bau später wesentlich zu erleichtern. Der nächste Schritt war die Auswahl geeigneter Materialien, die den klimatischen und kulturellen Anforderungen der Mongolei gerecht werden und gleichzeitig ein ästhetisches Hochhaus ergeben. Schließlich kam der spannendste Teil: der Bau des Modells. Endlich konnte ich sehen, wie meine Ideen und Entwürfe Wirklichkeit wurden.
Wie du schon gesagt hast, ist dein Modell von der Mongolei inspiriert. Wie spiegelt sich das in dem Modell wieder?
Charlotte: Als ich mich mit der Mongolei beschäftigt habe, hat mich besonders das Nomadendasein beeindruck. Es ermöglicht vielen mongolischen Familien, sich den extremen Wetterschwankungen anzupassen, indem sie mit ihren Herden umher ziehen, um je nach Saison das beste Weideland zu finden. Diese Lebensweise ist tief in der mongolischen Kultur verankert und wird seit Jahrhunderten praktiziert. Dieses Element wollte ich unbedingt in meinem Modell widerspiegeln. Deshalb habe ich den Eingangsbereich in Form einer traditionellen mongolischen Jurte gestaltet. Die mongolische Kultur wird außerdem stark vom tibetischen Buddhismus, auch Lamaismus genannt, geprägt. Dieser Einfluss zeigt sich nicht nur im sozialen und spirituellen Leben der Menschen, sondern auch in der Architektur. Daher habe ich die Dachform meines Gebäudes von den typischen Dächern mongolischer Tempel inspiriert. Durch die Integration beider Elemente, der Jurte und des Tempels, wollte ich die starken kulturellen Unterschiede und die reiche Tradition der Mongolei in meinem Entwurf zum Ausdruck bringen.
Amelie, was könntest du mir über die Form deines Architekturmodells sagen?
Amelie:
Die außergewöhnliche Form und die besondere symbolische Bedeutung als kultureller Mittelpunkt, in Form eines Museums für indigene Kultur, von Vancouver machen dieses Hochhaus Konzept besonders.In einer Stadt, die durch ihr modernes und funktionelles Design oft wenig Bezug zu ihren ursprünglichen Traditionen hat, stellt dieses Hochhaus einen wichtigen Anker zu Kanadas Vergangenheit dar. Die Form des Gebäudes ist nicht nur architektonisch innovativ, sondern hat auch eine tiefgreifende symbolische Bedeutung. Als symbolische Abstraktion eines Baumes soll es nicht nur ein architektonisches Wahrzeichen sein, sondern auch ein Ort, der die Wurzeln und Traditionen der Stadt ehrt.
Kiki, du hast bei deinem Konzept verschiedene Baumaterialien benutzt. In welcher Weise profitiert die Umwelt von deiner gewählten Bauweise?
Kiki: Die verschiedenen Dekorationen habe ich mit brauner Knete angefertigt, welche Lehm nachstellen soll. Aber auch das Modell des Hochhauses an sich soll, wenn es in der Realität umgesetzt wird, aus Lehm bestehen. Lehm ist ein nachhaltiges Material, da es in der Natur reichlich vorhanden ist und leicht abgebaut werden kann. Es ist ein erneuerbarer Rohstoff, der sich im Laufe der Zeit regeneriert. Zudem ist Lehm aufgrund seiner hohen Wärmespeicher Fähigkeit und Wärmeisolierung besonders gut für das heiße Klima im Sudan geeignet. Darüber hinaus hat die Verwendung von Lehm im Sudan eine lange Tradition und ist eng mit den kulturellen und handwerklichen Fertigkeiten der lokalen Gemeinschaften verbunden.
Inwiefern trägst du mit deinem Gebäude zum Klimaschutz bei?
Alea: Auf dem Dach befindet sich eine Glaskuppel mit einem kleinen Ökosystem darunter. Ein Park mit Bäumen, Grünfläche und Büschen, um seine Freizeit dort zu verbringen.
Die Gäste des Hotels können abends kleine Spaziergänge durch die sanft beleuchteten Bäume genießen und Natur erleben. Bewässert wird das Leben unter der Kuppel mithilfe von innovativen Sprinkleranlagen und für eine gesunde Luftzirkulation wird durch einen Austausch der kalten und warmen Luft gesorgt.
Clara, was haben die bunten Fenster für symbolische Bedeutung?
Clara: Wenn tagsüber die Sonne scheint fällt ein angenehm warmes und buntes Licht in den Innenbereich meines Gebäudes, was dort eine besonders sanfte Atmosphäre schafft. Diese Wärmeausstrahlung bringt eine sehr positive Energie mit sich und schafft eine angenehme und harmonische Stimmung. Bei Eintritt der Abenddämmerung strahlt das Gebäude das bunte, durch die Fenster reflektierte Licht nach außen, wodurch das Gebäude nahezu zu leuchten anfängt. So geht tagsüber und auch in der Nacht eine symbolisch bedeutsame Strahlung vom Hotel aus. Die leuchtenden Farben der Flagge, die in der Reflexion des Lichts wieder zu erkennen sind, symbolisieren die Kultur, Vielfältigkeit und Diversität Tschads.
Die bunten Farben deines Gebäudes, Lara, sind mir schon anfangs direkt aufgefallen. Wo genau hast du dich bei deiner Farbauswahl inspirieren lassen?
Lara: Genau, das besonders auf die postsowjetische Kultur abgestimmte Zusammenspiel der Farben hat auf jeden Fall eine tiefgründigere Bedeutung. Ich habe zu Beginn meiner Ideenentwicklung viel recherchiert, wobei mir die bunte und abwechslungsreiche Farbgestaltung der christlich orthodoxen Bauwerke direkt in Erinnerung geblieben ist. An dieser Stelle habe ich mich für ein Farbschema aus einer für die Bühnenkultur bedeutenden Farbe, also Rot entschieden und diese etwas in Richtung Magenta abgewandelt, sowie mit einem neutralen Weiß in Kontrast gesetzt. Goldene und präzise gesetzte Akzente erinnern an die Vorliebe fürs Detail aus den Epochen Renaissance und Barock, welche schon frühzeitig eine tragende Rolle in der osteuropäischen Architekturgeschichte gespielt haben.
Ich kann mir vorstellen, dass hinter einem solchen Projekt viel Arbeit und Mühe steckt.Was waren Herausforderungen, die dir auf dem Weg deines Arbeitsprozesses begegnet sind und wie bist du mit diesen umgegangen?
Lara: Natürlich gibt es beim kreativen Arbeitsprozess immer wieder kleine handwerkliche Herausforderungen, die man als Individuum mit Geduld überwindet, wie zum Beispiel die durchgehend präzise Umsetzung des entworfenen Gebäudes. Jedoch war es zum Beispiel auch an manchen Stellen der Entwicklungsphase etwas kompliziert alle gegebenen Kriterien, wie z. B. den Stilpluralismus und Futurismus gleichwertig mit einzubeziehen um ein ausgewogenes und stimmiges Design zu entwerfen. Auch an dieser Stelle war das simple Ausprobieren sowie der Austausch mit Freunden und Mitschülern, die meist auch nochmal eine andere Sichtweise auf die Dinge haben, essenziell und auch für die persönliche Entwicklung auf kreativer Ebene von großer Bedeutung. Projekte in solchem Ausmaß leben trotz dem persönlichen und individuellen Design vom Austausch und der Unterstützung im Team, auf welche wir in unseren Arbeitsphasen sehr achten und welche uns hilft kleinere und auch größere Herausforderungen erfolgreich zu meistern und an ihnen zu wachsen.
Anisha, inwiefern inspiriert sich dein Modell sich an der Kultur Indiens? Kannst du mir über deine Beziehung zu dem Land erzählen?
Anisha: Da ich als Halbinderin eine persönliche Verbindung zu dem Land habe, wollte ich auch unbedingt persönliche Elemente einbauen, wie zum Beispiel den Namen des Gebäudes, welches ein Hotel ist. Mein Vater hatte ein Restaurant, von welchem ich den auf Hindi übersetzten Namen „Cinnamon Tree” in Homage an meine Familie übernommen habe. Zudem habe ich darauf geachtet, verschiedene Strukturen, welche kulturelle Elemente Indiens widerspiegeln mit einzubauen. Beispielsweise sind die Farben der indischen Flagge Orange, Weiß und Grün, welche an verschiedenen Orten meines Hotels zu erkennen.
Als erstes würde ich gerne mit der offensichtlichen Frage eröffnen: was sind diese merkwürdigen Löcher an der Fassade deines Gebäudes?
Oriel: Das Design meines Gebäudemodells basiert auf der Annahme, dass Städte in der Zukunft durch Überbevölkerung gezwungen werden sich in die höhe zu stapeln, sodass man von Hochhaus zu Hochhaus lebt. Ich habe mir überlegt, dass die in Shenzhen schon existierenden Skyrails, also auf Brücken fahrende Magnetschwebebahnen, übereinanderliegend durch die Hochhäuser fahren, von denen einzelne Etagen als Bahnhof dienen. Die Löcher an der Fassade des Gebäudes bilden den ein und Ausgang der Züge.
Ich habe noch nie ein Gebäude gesehen was so aussieht. Was hat dein Gebäude mit China zu tun?
Oriel: Auch wenn es nicht auf den ersten Blick auffällt, ist dieses Gebäude direkt von Chinesischer Architektur inspiriert, genauer genommen dem Drachenkönigtempel in Hankou. 1930 wurde dieser nämlich abgerissen und kurz darauf. Im Jahre 1931, wurde Wuhan katastrophal überflutet, was viele auf den Abriss und so die Verärgerung des Drachenkönigs zurückführten. Da Shenzhen eine von Überflutung gefährdete Region ist soll das Gebäude den Drachenkönig durch die tempelähnlichkeit ehren und vor Flut schützen. Dies wird z.B. durch die ornamentalen Spitzen an den Ecken und die dreiteilige Form symbolisiert.
Stell dir vor Gott, stellt dich als Architekt auf die Probe und lässt dein Gebäude eine Naturkatastrophe erleiden, doch du kannst aussuchen welche, welche würdest du aussuchen und warum?
Oriel: Auf jeden Fall Sturmflut. Da Shenzhen sich in einem Sturmflutgefährdeten Ort befindet ist mein Gebäude bestens darauf vorbereitet. Die rote Drachenperle ist eine Pendel, die durch ihre Bewegung im Wind das Schwanken vom Hochhaus ausgleicht und strukturellen Schaden minimiert, die Leiste an den Fenstern stabilisieren das Gebäude und am Boden um das Gebäude herum wird sich eine Art Grabensystem befinden, welches das Wasser abfängt, filtert, und wiederverwendet.
Um ehrlich zu sein sind mir von der chinesischen Kultur nur drei Dinge bekannt: Drachen, Tempel und Bambus. Kann dein Gebäude uns vielleicht sogar etwas über chinesische Kultur “erzählen”?
Oriel: In die Architektur sind einige Fakten eingebaut: das Gebäude ist achteckig gebaut, da die chinesische Glückszahl acht ist; die Strecken werden so eingeplant, dass sie aussehen wie neun Teile, da neun eine heilige Zahl ist die, aufgrund der Anzahl seiner Kinder, mit dem Drachenkönig assoziiert wird, und so werden die Zugstrecken aussehen wie die neun Drachenkinder; Das Dach ist vom Drachenkönig selbst inspiriert und soll seine Hörner darstellen, welche den Sturm kontrollieren sollen, und an seinem Kopf baumelt die flammende Perle, welche Macht symbolisiert und mit welcher Drachen in mythologischen Abbildungen oft spielen.
Das klingt so, als müsste man sich sehr stark mit diesem Projekt auseinandersetzen, damit es erfolgreich verläuft. Könntest du, Helen, mir etwas über die Schwierigkeiten, die während der Projektumsetzung aufkamen, erzählen?
Helen: Zu sagen, dass es leicht war, wäre definitiv nicht richtig. Zum einen braucht es sehr viel Lernen, da man sich mit dem Land und seiner Kultur, sowie den Kriterien der Aufgabe auseinandersetzen musste. Außerdem war es sehr herausfordern, ein futuristisches Gebäude mit einem Land zu verbinden, welches kaum futuristische Merkmale aufweist. Auch die Frage, wie man das Gebäude konzipiert, sodass es stabil ist und interessant und modern aussieht, war sehr herausfordernd. Trotzdem, hat die Aufgabe geholfen, sich in das Thema Architektur einzudenken und den Prozess eines Gebäudeentwurfes nachzuvollziehen.
Es scheint mir so, als hätte das Projekt dich einiges gelehrt. Welche Funktion hast du deinem Gebäude zugewiesen und weshalb hast du diese gewählt?
Helen: Ich habe mich entschieden, ein luxuriöses Hotel zu entwerfen. Da Sambia zu den ärmeren Ländern dieser Welt gehört, könnte mein Gebäude zum Anwerben wohlhabender Touristen beitragen, wodurch der Wohlstand des Landes potenziell erhöht wird. Auch Geschäftsreisenden wird an diesem Ort die Möglichkeit geboten, internationale Konferenzen oder Tagungen abzuhalten.
Frau Rakhmanova, welche Höhepunkte fallen Ihnen jetzt rückblickend, nach Beendung der Projektarbeit, ein?
Frau Rakhmanova: Die Arbeit mit dem Projekt brachte viele unerwartete Ergebnisse. In der Phase der Recherche haben sich die Schüler*innen gegenseitig durch einen konstanten Austausch über verschiede Länder und deren Kulturen und architektonische Traditionen informiert. Die Herausforderungen des Projekts haben sie zu kreativen und überraschenden Lösungen gebracht. Insgesamt haben sie nicht nur vielfältige Aspekte der Architektur kennengelernt, sondern auch ihre Weltvorstellungen erweitert. Das war besonders wichtig.
Dieses Projekt war nur ein Teil des jährlichen Kunst Leistungskurses und es gibt noch viel mehr über Architektur zu lernen. Aber ich kann wohl die Meinung aller Teilnehmer des Projekts zum Ausdruck bringen wenn ich sage, dass sie in Zukunft, beim Reisen in andere Länder, in der Lage dazu sein werden, Städte mit anderen Augen zu sehen, verschiedene architektonische Stile, Konzepte und Einflüsse zu erkennen, sowie kulturelle Symbolik zu verstehen. Ich hoffe, dass das Projekt den Schüler*innen dabei geholfen hat die Geschichten besser zu verstehen, die Gebäude uns erzählen können.
Beteiligte Autor*innen:
Helen Zeidler, Oriel Baumhardt, Charlotte Kaboth, Clara Huhn, Anisha Hill, Kiki Kyfonidis, Lara Süß, Alea Refaie, Amelie Sprungala
Kurs- & Projektleiterin:
Frau Rakhmanova, AdL
Fachbereiche Kunst & Englisch
Arndt-Gymnasium Dahlem
Legende zu den Fotos
1 Alle Modelle
2 Kiki Kyfonidis > Sudan
3 Alea Refaie > Klimaschutz >Glaskuppel
4 Clara Huhn > Tschad
5 Anisha Hill > Indien
6 Lara Süß > Osteuropa
7 abc Oriel Baumhardt > China
8 Helen Zeidler > Sambia
9 Amelie Sprungala> Canada
10 Charlotte Kaboth > Mongolei